Wiesbaden/Frankfurt, 27. Januar 2022
Zum 22. Mal bringt goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films Werke mittel- und osteuropäischer Regisseur:innen nach Wiesbaden und in die Rhein-Main-Region. Mit großer Besorgnis blicken die Macher:innen von goEast auf die neuesten geopolitischen Entwicklungen um Russland und die Ukraine. Das Festivalteam ist mit den Gedanken bei den vielen Partner:innen, Festivalfreund:innen und Filmschaffenden aus beiden Ländern, die es bei der kommenden Festivalausgabe endlich wieder in Wiesbaden begrüßen möchte. Nachdem die vergangenen beiden Ausgaben zum großen Teil online stattfinden mussten, wird es in diesem Jahr hoffentlich viele gut besuchte Kinovorstellungen geben. Vom 19. bis 25. April 2022 lädt das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete Festival in Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt, Gießen und Mainz dazu ein, das mittel- und osteuropäische Kino in Filmvorführungen, -gesprächen und bei Begegnungen mit Filmschaffenden kennenzulernen. Ergänzend dazu gibt es auch in diesem Jahr eine Reihe von Online-Angeboten.
Wo geht’s hier nach Osten? – Godard, das Kino und Ideologie in Mittel- und Osteuropa. Das goEast Symposium
Im Symposium untersucht goEast Themen, Regionen und Strömungen im mittel- und osteuropäischen Kino. 2022 ist es einer besonderen Beziehung gewidmet: Der französisch-schweizerische Filmemacher Jean-Luc Godard hat sich wie kaum ein anderer westlicher Regisseur ausführlich mit Osteuropa beschäftigt, sowohl inhaltlich und formal als auch ideologisch und politisch. Der heute 91-jährige Godard revolutionierte in den 1960er Jahren das französische Kino und war ein herausragender Vertreter der Filmbewegung „Nouvelle Vague“. Bei Filmen wie PRAVDA / PRAWDA (FR, DE, 1970) und LES ENFANTS JOUENT À LA RUSSIE / DIE KINDER SPIELEN RUSSISCH (FR, CH, 1993) wird bereits in den Titeln der Osteuropabezug deutlich, doch auch in anderen Werken gibt es Referenzen, z. B. zu russischer Literatur und sowjetischen Filmemacher:innen.
Das Symposium wird 2022 von den Filmwissenschaftlern Vinzenz Hediger und Daniel Fairfax von der Goethe-Universität Frankfurt kuratiert. Sie laden weitere Expert:innen ein, um Godards wechselseitige Beziehung mit dem Osten in Vorträgen und Diskussionen zu beleuchten. Die Filmauswahl aus Godards Werk erstreckt sich über einen Schaffenszeitraum von 43 Jahren, von 1967 bis 2010, und umfasst Kurz- und Langfilme, dokumentarische und fiktionale Arbeiten. Hinzu kommen vom Regisseur selbst ausgewählte, mittel- und osteuropäische Filme, die ihn beeinflussten.
Bekannte Klassiker wie LA CHINOISE / DIE CHINESIN (FR, 1967), LE VENT D’EST / OSTWIND (IT, FR, DE, 1969) oder FILM SOCIALISME (FR, CH, 2010) laufen neben wenig gezeigten Werken wie JE VOUS SALUE SARAJEVO (CH, 1993). Ein weiteres Highlight ist der Film ALLEMAGNE ANNÉE 90 NEUF ZÉRO / DEUTSCHLAND NEU(N) NULL (FR, 1991) mit dem berühmten Agenten-Darsteller Eddie Constantine, der seine letzten Jahre in Wiesbaden verbrachte.