FÜR DIE, DIE NICHT SPRECHEN KÖNNEN

Gespenstisch abwesend-anwesend ist jene Spur, der die Australierin Kym Vercoe auf ihrer Bosnien-Reise folgt. Statt historischer Romantik findet sie die Ignoranz einer Nachkriegsgesellschaft vor, in der ehemalige Vergewaltigungslager als Hotels dienen und die jüngste Vergangenheit allgegenwärtig (aber nicht Thema) ist. Die junge Touristin wird verdächtigt, eingeschüchtert, verhört, und kann doch nicht davon abgehalten werden zu trauern. Jasmila Žbanić nähert sich der sexuellen Gewalt gegen Frauen als Mittel im Krieg über die Orte der Verbrechen – buchstäblich unfassbare Zeugnisse des Schreckens. Aufnahmen wie Wahrnehmung entziehen sich einer Zuordnung zu Kategorien wie fiktional oder dokumentarisch. Der Film indes bleibt ein sichtbares, reales Mahnmal.