AUF WIEDERSEHEN, WIE GEHT ES DIR?

Wettbewerb

Boris Mitićs im Vorspann als „satirisches, dokumentarisches Märchen“ angekündigter Film ist ein Phänomen, das vielleicht am besten mit einer Abwandlung der Heisenbergschen Unschärferelation beschrieben werden kann: Sobald man versucht, sich auf eine bestimmte Stelle zu konzentrieren, fällt man hinaus aus dem virtuos montierten Zusammenhang der Bilder und Worte. Lässt man sich jedoch vom Lauf der Erzählung treiben, entgeht einem eine ironisch-geistreiche Lebensweisheit nach der anderen. AUF WIEDERSEHEN, WIE GEHT ES EUCH? spielt mit dieser Unvereinbarkeit, der kognitiven Dissonanz, die durch das Auseinanderfallen von Text, Bild und Musik hervorgerufen wird. Mitić liefert keinen klassischen Dokumentarfilm, sondern eine Collage aus Archivmaterial, Videoaufnahmen und Standbildern aus Serbien vom Anfang der 1990er Jahre bis heute, die er mit dem lyrisch anmutenden Text eines Ich-Erzählers unterlegt. Dessen aneinandergereihte Aphorismen kombiniert er mit sanfter Klaviermusik, die wiederum scharf mit Aufnahmen von Krieg und Gewalt kontrastiert. Oberflächlich betrachtet funktioniert der Film dadurch wie ein poetisch-abstraktes Filmgedicht, allerdings ironisch gebrochen: Immer wieder greift die Kamera einzelne Formulierungen auf und spielt, assoziativ vom Wege abweichend, mit deren wörtlicher Bedeutung. Die Stärke des Films besteht darin, dass er sich nicht auf diese Ebene beschränkt, sondern zwischen den Zeilen eine zugleich sensible wie schonungslose Bestandsaufnahme der serbischen Gesellschaft formuliert, der nach dem Ende des Krieges die Ideale abhanden gekommen sind. „Weil wir uns nicht zwischen der westlichen und der östlichen Zivilisation entscheiden konnten“, stellt der Erzähler lakonisch fest, „haben wir beschlossen, einfach unzivilisiert
zu sein.“
DO VIDJENJA, KAKO STE? / GOODBYE, HOW ARE YOU?
SRB 2008 / 60 min
Regie: Boris Mitić
  • Drehbuch: Boris Mitić
  • Kamera: Boris Mitić
  • Schnitt: Boris Mitić
  • Musik: Pascal Comelade
  • Produktion: Boris Mitić
  • Produktionsfirma: Dribbling Pictures - Belgrad
  • Rechte: Dribbling Pictures - Belgrad
Boris Mitićs im Vorspann als „satirisches, dokumentarisches Märchen“ angekündigter Film ist ein Phänomen, das vielleicht am besten mit einer Abwandlung der Heisenbergschen Unschärferelation beschrieben werden kann: Sobald man versucht, sich auf eine bestimmte Stelle zu konzentrieren, fällt man hinaus aus dem virtuos montierten Zusammenhang der Bilder und Worte. Lässt man sich jedoch vom Lauf der Erzählung treiben, entgeht einem eine ironisch-geistreiche Lebensweisheit nach der anderen. AUF WIEDERSEHEN, WIE GEHT ES EUCH? spielt mit dieser Unvereinbarkeit, der kognitiven Dissonanz, die durch das Auseinanderfallen von Text, Bild und Musik hervorgerufen wird. Mitić liefert keinen klassischen Dokumentarfilm, sondern eine Collage aus Archivmaterial, Videoaufnahmen und Standbildern aus Serbien vom Anfang der 1990er Jahre bis heute, die er mit dem lyrisch anmutenden Text eines Ich-Erzählers unterlegt. Dessen aneinandergereihte Aphorismen kombiniert er mit sanfter Klaviermusik, die wiederum scharf mit Aufnahmen von Krieg und Gewalt kontrastiert. Oberflächlich betrachtet funktioniert der Film dadurch wie ein poetisch-abstraktes Filmgedicht, allerdings ironisch gebrochen: Immer wieder greift die Kamera einzelne Formulierungen auf und spielt, assoziativ vom Wege abweichend, mit deren wörtlicher Bedeutung. Die Stärke des Films besteht darin, dass er sich nicht auf diese Ebene beschränkt, sondern zwischen den Zeilen eine zugleich sensible wie schonungslose Bestandsaufnahme der serbischen Gesellschaft formuliert, der nach dem Ende des Krieges die Ideale abhanden gekommen sind. „Weil wir uns nicht zwischen der westlichen und der östlichen Zivilisation entscheiden konnten“, stellt der Erzähler lakonisch fest, „haben wir beschlossen, einfach unzivilisiert
zu sein.“
  • Drehbuch: Boris Mitić
  • Kamera: Boris Mitić
  • Schnitt: Boris Mitić
  • Musik: Pascal Comelade
  • Produktion: Boris Mitić
  • Produktionsfirma: Dribbling Pictures - Belgrad
  • Rechte: Dribbling Pictures - Belgrad