DIE SONNE, DIE SONNE BLENDETE MICH

Wettbewerb

Rafałs Mutter ist gestorben und er muss zur Beerdigung. Das religiöse Zeremoniell und das selbstmitleidige Schnüffeln der BewohnerInnen des Altenheims, in dem die Mutter zuletzt lebte, kommen ihm reichlich merkwürdig vor. Es ist unerträglich heiß und so rechte Trauer will auch nicht aufsteigen. Dazu ist Rafał aber auch gar nicht der Typ. So weit, so existenzialistisch. Der neue Film von Anka und Wilhelm Sasnal ist eine Adaption von Camus "Der Fremde" und überträgt die Handlung um einen teilnahmslosen Mann, der einen anderen wohl ganz unmotiviert tötet, vom Mittelmeer an die Ostsee. Doch, wie man es von dem polnischen Künstlerpaar gewohnt ist, nicht ohne einige Fragen zusätzlich zum ohnehin schon komplizierten Motiv Camus‘ aufzuwerfen: „Na, es ist eben eine Schande, alle Zeitungen schreiben darüber und dann sagen sie, dass es in Polen Antisemitismus gibt.“ Was die Menschen um ihn herum am meisten zu stören scheint, ist seine Abwesenheit, sein Davonlaufen, das er tagtäglich performativ vollzieht, wenn er sich seine Laufschuhe anzieht. Dabei sind der Hass, die Bösartigkeit und die Heuchelei, die Rafałs Umfeld durchziehen und der polnischen Mittelklasse den Spiegel vorhalten, wirklich Grund genug, um wegzulaufen, weit weg. Umso faszinierender das Aufeinandertreffen mit einem ganz anderen Menschen, der genauso fremd scheint wie er. Auf einmal gibt es so viele Möglichkeiten: „Die Sonne. Die Sonne hat mich geblendet. Und das Rauschen der See.“


Die Vorstellung in der Caligari FilmBühne hat zusätzliche deutsche Untertitel.


SŁOŃCE, TO SŁOŃCE MNIE OŚLEPIŁO / THE SUN, THE SUN BLINDED ME
POL, CHE 2016 / 74 min
Sprache: Polnisch
Regie: Anka Sasnal,Wilhelm Sasnal
  • Drehbuch: Anka Sasnal,Wilhelm Sasnal
  • Kamera: Wilhelm Sasnal
  • Schnitt: Beata Walentowska
  • Besetzung: Rafał Maćkowiak,Edet Bassey,Małgorzata Zawadzka
  • Produktion: Anka Sasnal,Wilhelm Sasnal
  • Produktionsfirma: Hauser & Wirth; Suisse,Foksal Gallery Foundation; Poland
  • Co-Produktionsfirma: Luna Film; Poland
  • Rechte: Balapolis; Poland

Rafałs Mutter ist gestorben und er muss zur Beerdigung. Das religiöse Zeremoniell und das selbstmitleidige Schnüffeln der BewohnerInnen des Altenheims, in dem die Mutter zuletzt lebte, kommen ihm reichlich merkwürdig vor. Es ist unerträglich heiß und so rechte Trauer will auch nicht aufsteigen. Dazu ist Rafał aber auch gar nicht der Typ. So weit, so existenzialistisch. Der neue Film von Anka und Wilhelm Sasnal ist eine Adaption von Camus "Der Fremde" und überträgt die Handlung um einen teilnahmslosen Mann, der einen anderen wohl ganz unmotiviert tötet, vom Mittelmeer an die Ostsee. Doch, wie man es von dem polnischen Künstlerpaar gewohnt ist, nicht ohne einige Fragen zusätzlich zum ohnehin schon komplizierten Motiv Camus‘ aufzuwerfen: „Na, es ist eben eine Schande, alle Zeitungen schreiben darüber und dann sagen sie, dass es in Polen Antisemitismus gibt.“ Was die Menschen um ihn herum am meisten zu stören scheint, ist seine Abwesenheit, sein Davonlaufen, das er tagtäglich performativ vollzieht, wenn er sich seine Laufschuhe anzieht. Dabei sind der Hass, die Bösartigkeit und die Heuchelei, die Rafałs Umfeld durchziehen und der polnischen Mittelklasse den Spiegel vorhalten, wirklich Grund genug, um wegzulaufen, weit weg. Umso faszinierender das Aufeinandertreffen mit einem ganz anderen Menschen, der genauso fremd scheint wie er. Auf einmal gibt es so viele Möglichkeiten: „Die Sonne. Die Sonne hat mich geblendet. Und das Rauschen der See.“


Die Vorstellung in der Caligari FilmBühne hat zusätzliche deutsche Untertitel.

  • Drehbuch: Anka Sasnal,Wilhelm Sasnal
  • Kamera: Wilhelm Sasnal
  • Schnitt: Beata Walentowska
  • Besetzung: Rafał Maćkowiak,Edet Bassey,Małgorzata Zawadzka
  • Produktion: Anka Sasnal,Wilhelm Sasnal
  • Produktionsfirma: Hauser & Wirth; Suisse,Foksal Gallery Foundation; Poland
  • Co-Produktionsfirma: Luna Film; Poland
  • Rechte: Balapolis; Poland