goEast Matinee // Filme in Memoriam // Neues Rahmenprogramm: Cinema Archipelago // Bitte vormerken: goEast Pressekonferenz am 13.April, 11 Uhr in der Caligari FilmBühne
Wiesbaden/Frankfurt, 17. März 2022
goEast wendet sich klar gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und widmet einige Programmpunkte ukrainischen Filmschaffenden. Als Filmfestival mit Osteuropafokus ist das erklärte Ziel seit der Gründung von goEast die Unterstützung von Künstler:innen sowie ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit und die Annäherung zwischen den Kulturen innerhalb Mittel- und Osteuropas und natürlich auch zwischen Ost und West. Es ist schmerzhaft, aber Nationalismus, militärische Aggression und Imperialismus sind ein Teil der Geschichte der Region, mit der auch das Festival sich immer wieder auseinandersetzen muss. Daher wird goEast auch weiterhin Filme von unabhängigen, regimekritischen Filmemacher:innen aus Russland zeigen.
goEast setzt allerdings die Zusammenarbeit mit staatlichen und staatsnahen russischen Filmeinrichtungen und Verleihen aus und arbeitet bis auf weiteres nicht mit russischen Kulturbotschafter:innen oder Delegationen zusammen.
Gleichzeitig will goEast die Stimmen von ukrainischen Filmschaffenden stärker in den Vordergrund rücken, die zu einem besseren Verständnis des Kriegs und derjenigen Menschen führen, die davon betroffen sind. Nicht nur mit Filmprogrammen, sondern auch mit einer besonderen Auswahl an Virtual Reality Projekten legt goEast einen Fokus auf die Ukraine. Eine Auswahl aus vier VR-Projekten ukrainischer Künstler:innen oder über die Ukraine, die von 2018 bis 2021 beim Open Frame Award liefen, soll eine besondere Perspektive auf das Land sowie seine Geschichte und Situation ermöglichen.
goEast Matinee: DER REGEN WIRD NIEMALS ENDEN
2021 wurden die goEast-Wettbewerbsfilme ausschließlich online gezeigt, so auch der bildgewaltige Gewinnerfilm DER REGEN WIRD NIEMALS ENDEN (This Rain Will Never Stop, UKR 2020). Aus traurigem Anlass zeigt goEast ihn nun am 24. April als Matineevorstellung in Anwesenheit der Regisseurin Alina Gorlova in der Caligari FilmBühne und in Kooperation mit jip Film & Verleih, die den Film bald auch regulär in die deutschen Kinos bringen. Bei der Matinee werden Spenden für humanitäre Hilfe in der Ukraine gesammelt.
Der Dokumentarfilm DER REGEN WIRD NIEMALS ENDEN verknüpft die Schicksale der Ostukraine und Syriens in der Figur des syrischen Geflüchteten Andriy Suleyman. Andriy lebt in Luhansk und arbeitet dort beim Roten Kreuz. Indem Gorlova das dokumentarische Porträt mit experimentellen, schwarzweißen Landschaftsaufnahmen und abstrakten Bildern einer Gesellschaft im Krieg verbindet, gelingt ihr eine feinsinnige wie bewegende Reflexion über das Wesen des Krieges.
Filmprogramm in Memoriam Aleksandr Rogozhkin und Tamara Trampe
Zwei Filmschaffende, denen goEast sich verbunden fühlt, sind 2021 verstorben. Das Festival möchte daher mit eigenen Filmvorführungen am 24. April im Theater im Pariser Hof in Wiesbaden an sie erinnern.
Der Regisseur Aleksandr Rogozhkin wurde 1949 in Leningrad geboren. Obwohl er Mitte der 1990er Jahre in Russland mit seiner Komödie DIE BESONDERHEITEN DER RUSSISCHEN JAGD (Osobennosti natsionalnoy okhoty, RUS 1995) und deren Folgeproduktionen zu Anerkennung kam, gilt er doch eher als unterschätztes Talent. Die Themen Krieg und Aufarbeitung der Vergangenheit spielen in seinem Œuvre eine besondere Rolle: BLOKPOST (1998) kritisiert den Tschetschenienkrieg, als erster Regisseur nach dem Fall der Sowjetunion drehte er einen Film über den roten Terror unter Lenin (DER TSCHEKIST/Chekist, 1991) und KUKUSHKA (2002), sein größter internationaler Erfolg, spielt im finnisch-russischen Winterkrieg. goEast zeigt KUKUSHKA, eine humoristische Auseinandersetzung mit Faschismus und Krieg und eine selbstreflexive Studie über Kommunikation.
Tamara Trampe, während des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetunion geboren, kam in den 1970er-Jahren zur DEFA und arbeitete dort als Dramaturgin, etwa mit Iris Gusner und Herrmann Zschoche. Nach der Wende drehte sie auch eigene Langfilme: Der erste hieß DER SCHWARZE KASTEN (BRD 1992), eine Konfrontation mit einem ehemaligen Stasi-Offizier. Sie beriet viele Dokumentarfilmprojekte, u.a. auch die Filmemacher:innen im damaligen goEast-Programm Young Filmmakers for Peace. Tamara Trampe starb am 4. November 2021. goEast zeigt ihren persönlichsten Film MEINE MUTTER, EIN KRIEG UND ICH (BRD, 2014), bei dem die Regisseurin in einem emotionalen Familienporträt ihre eigene Vergangenheit erforscht und dabei ehemalige Rotarmistinnen in der Ukraine trifft.
Neues Rahmenprogramm: Cinema Archipelago
goEast hat ein neues Rahmenprogramm, das die Verknüpfung von Film und audiovisuellen Kunstformen mit allen Lebensbereichen und besonders mit dem öffentlichen Raum hervorhebt. Unter dem Titel „Cinema Archipelago“ erkunden verschiedene Kurator:innen die gegenwärtigen und zukünftigen Möglichkeiten der audiovisuellen Ausdrucksformen. Unterstützt wird Cinema Archipelago vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der goEast seit vielen Jahren fördert.